Geschichte

Der Bau einer Scheune im Jahr 1951





Recherche an Hand der Bauantragsunterlagen

Der 14. Februar 1951 war für einen Zyfflicher Bürger, nennen wir in Theo ein wichtiger Tag: er unterschrieb die Bauantragsunterlagen zur Errichtung einer Fruchtscheune auf seinem Hofgelände in der Gemarkung Zyfflich, Flur 4, Parzelle 438/618.

Architekt Johann Maas aus Kranenburg, Scheffenthum 80, Fernsprecher Nr. 66, Bankkonto Nr. 63 bei der Spar- u. Darlehnskasse in Frasselt hatte die Unterlagen erstellt und sie am nächsten Tag dem Amtsdirektor in Kranenburg vorgelegt.
Eile war geboten, da noch am gleichen Tag der zu beteiligende Bauausschuss tagte. Befürwortend legte dann das Amt den Antrag am 17. Februar der Kreisverwaltung Kleve in Bedburg-Hau vor, wo er am 20. Februar einging und die Bauregister Nr. 573/51 bekam.
Im Merkblatt das Herr Sudbrack von der Amtsverwaltung dem Antrag beifügte wird angegeben, das kein ortsstatutisches Bauverbot besteht, das sich keine Brunnen und Dungstätten in der Nähe befinden, das leicht entzündliche Stoffe -nämlich Getreidefrüchte- gelagert werden sollen und das als Einfriedigung zur Straße eine Grünhecke vorhanden ist.

Baubeschreibung

Infolge Kriegseinwirkung ist auch die Fruchtscheune auf dem Hofe des oben Genannten völlig zerstört. Sie soll jetzt nach dem beiliegenden Bauplan mit einem Fassungsvermögen von rd. 1.900 m^3; wieder aufgebaut werden.

Ausführung

Fundamente und Sockel werden aus Stampfbeton M. 1:10 bezw. 1:9 erstellt. Auf dem Sockel wird eine 500er Asphaltisolierung in Mörtelbettung verlegt um das Aufsteigen der Bodenfeuchtigkeit zu verhindern. Für das aufgehende Mauerwerk werden Seibert-Hohlblocksteine in Verbindung mit Ziegelsteinen R.F. in Kalkzementmörtel verwendet.
Pfeiler und sonstige Vorlagen sind aus Ziegelsteine in Zementmörtel vorgesehen. über der Einfahrt ist der Einbau von 2 I Trägern lt. statischer Berechnung, die mit Beton ummantelt werden vorgesehen, die mit dem Mauerwerk verankert werden.
Die Außenflächen werden zu einem späteren Zeitpunkt verputzt.

Binder und Dachkonstruktion werden aus Tannenschnittholz gebaut und mit dem Mauerwerk und Sockel verankert. Als Eindeckung ist die Verlegung von Mulden-Tonziegel vorgesehen.
Für die Belichtung des Innenraumes werden im Ostgiebel Gußeisenfenster und an der Nord- und Südseite liegende Dachfenster eingebaut. Eine Sohle wird vorläufig nicht eingelegt und soll zu einem späteren Zeitpunkt aus Beton erfolgen.
Eine Be- und Entwässerung ist nicht erforderlich da keine Stallungen eingebaut werden. Konstruktionsstärken und sonstige Einzelheiten sind aus dem Bau- und Lageplan wie auch den Bauvorlagen zu entnehmen.

Baukostenermittlung

Nach dem Fassungsvermögen unter Zugrundelegung der Preise von 1944.
Fassungsvermögen 12,00m x 26,54m x 3,85 m hoch = 1.226,15 m (11,50m x 3,80m:2) x 1,70m x 26,04m lang = 339,82 m 1.565,97 m 9,50 M
Baukosten 14.876,72 M

Für das Bauvorhaben musste auch eine Baufreigabe beim Baulenkungsamt im Hause des Kreises eingeholt werden. Im Antrag hierzu wird von einer Bauzeit von 284 Tagen unter Einsatz von Fach- und Hilfsarbeitern ausgegangen.
Aufgeführt sind hier auch einzelne Positionen des Bedarfes an Baustoffen: 35.000 Mauerziegel, 7.000 Dachziegel, 6,95 to Zement, 4,9 to Kalk, 25 m?2; Dachpappe, 6,6 m?2; Fensterglas, 16,41 m?3; Nadelschnittholz, 2,5 to Ulg. Stahl.

In der Begründung heißt es: Da ein landwirtschaftlicher Betrieb ohne Fruchtscheune nicht denkbar ist, sieht sich der Geschädigte gezwungen den Wiederaufbau vorzunehmen.
Name und Anschrift der Haupt-Baufirma: Baugeschäft Wilhelm Haukes, Zyfflich. Der Dachstuhl wurde von Schreinermeister Josef Jansen (heute van Gemert) errichtet.

Die Baufreigabe wurde schließlich am 5. März 1951 unter Nr.8136/BF/2362 erteilt; den Bauschein erhielt der Bauherr nach Zahlung einer Gebühr von 50,00 DM am 31. März 1951. Die Gebrauchsabnahme fand am 1. Juni 1951 statt, Abweichungen von der Baugenehmigung wurden nicht festgestellt.

Sie werden sich fragen, warum dieser Bericht in der Festschrift zum Gilde-Jubiläum erschien, und warum er hier auf unserer Webseite abgedruckt ist.
Bei der im Jahre 1951 errichteten Fruchtscheune handelt es sich natürlich um unsere Dorfscheune.

Bauherr war damals Theodor Gochermann, Zyfflich, Dorfstraße 30. Der Bauantrag bezog sich nur auf das Hauptgebäude, der südliche, als Rinderstall genutzte - heute sanitärer Bereich, Eingang, Küche- wird nicht erwähnt und ist wohl erst später gebaut worden. Im Lageplan sieht man, dass die Remise zu dem Zeitpunkt bereits stand.

Den weiteren Werdegang des Gebäudes, zumindest in den letzten Jahren haben die meisten Bewohner Zyfflichs noch vor Augen.
Aus einer dem Verfall preisgegebenen Scheune wurde unter Federführung der Gilde mit uneigennützigem Einsatz vieler Dorfbewohner und finanzieller Hilfe von Bund, Land und Gemeinde das Schmuckstück des Dorfes. Zusammen mit dem Dorfplatz ist in den Jahren 1989 bis 2006 eine erlebbare und lebenswerte Dorfmitte entstanden, die seinesgleichen sucht.


Hans-Gerd Kersten
Schützengilde Zyfflich